Was mich zu dieser Initiative bewegt – von Toni Plonner

Die Anfänge

Die ersten Anfänge, sich intensiv im Kreise von Kolleginnen und Kollegen mit dem Ende von Familienunternehmen zu beschäftigen liegen mehr als 16 Jahre zurück. Seinerzeit traf sich eine kleine Gruppe „Gleichgesinnter“ und wir tauschten unsere eigenen persönlichen Ausstiege aus unseren Familienunternehmen aus. Neben dem Teilen unserer persönlichen Erfahrungen wurde uns allen bewusst, dass wir unbekanntes oder zumindest unbesprochenes Terrain betreten hatten. Aus einem geplanten Buchprojekt wurde damals nichts. Rückblickend würde ich sagen, dass wir selbst noch nicht bereit waren, diesen Tabubruch öffentlich zu machen und ein Buch zu viel Privates und Persönliches beinhaltet hätte. Wir waren damals noch zu sehr Betroffene und zu wenig Reflektierende. Das Thema “Ende als Familienunternehmen” aber hat mich nicht losgelassen und in den vielen Jahren meiner Beratungstätigkeit für Familienunternehmen regelmäßig wieder eingeholt. Es ist immer wieder erstaunlich, welche Energien in Familienunternehmen aufgebracht werden, die Familie beisammen zu halten, obwohl die Wege einzelner oder mehrerer Familienmitglieder bereits in eine andere Richtung und aus dem Familienunternehmen heraus weisen. Hinzu kommt in manchen Fällen die nüchterne Erkenntnis, dass die Inhaberfamilie in der gegebenen Konstellation nicht mehr als der bestmögliche Garant für die Zukunft eines Unternehmens gelten kann. Geschäftsführer und Vorstände in Familienunternehmen sprechen vereinzelt davon, dass nicht der Markt sondern vielmehr die Familie die größere Herausforderung für die Unternehmenszukunft darstellt.

Vom Familien-Unternehmen zum Unternehmer-Unternehmen

Nach der Auflösung meiner Beratungsgesellschaft Unternehmerplan im Jahr 2019 möchte ich mich mit großer Aufmerksamkeit und Leidenschaft dem Thema Zukunft der Unternehmensform Familienunternehmen widmen. Meine Überzeugung ist es, dass der Erhalt von Unternehmertum über die Generationen vor der Besitzbewahrung eines Unternehmens innerhalb einer Familie steht. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Zukunft von Familienunternehmen ist die Sicherung und Entwicklung von Professionalität und Unternehmertum bei den heutigen und künftigen Eigentümerinnen und Eigentümer. Die Familienbande darf dabei nicht zum begrenzenden Faktor werden.

Ein- und Ausstieg in Familienunternehmen professionalisieren

Den Gedanken weitergedacht bedeutet dies, Eigentümerstrukturen in Familienunternehmen zu hinterfragen. Geschlossenen Systeme werden sich öffnen müssen. Der Ein- und Ausstieg von (Mit)Inhabern in Familienunternehmen muss nicht nur ermöglicht werden, diese Prozesse müssen auch entemotionalisiert und professionalisiert werden.

In meiner eigenen Familie sowie in vielen anderen Unternehmerfamilien war seinerzeit die Unternehmensnachfolge ein Tabuthema. Man sprach nicht darüber, weder intern noch extern. Sie fand einfach statt, schon fast wie ein vorgegebener Automatismus. Das hat sich zwischenzeitlich deutlich verändert. Unternehmensnachfolge ist heute zu einem „normalen Prozess“ geworden, der meist sehr professionell erfolgt. Denn zwischenzeitlich gibt es zu diesem Thema viel Expertise, zahlreiche Modelle und viele gute Berater. Auch in den Familienunternehmen ist das Wissen rund um die Nachfolge und den Generationenwechsel deutlich größer geworden. Vielleicht kann man das ganz gut mit dem Thema Ausstieg aus einem Familienunternehmen vergleichen. Die offene Diskussion über die Zukunft des eigenen Familienunternehmens einhergehend mit einem möglichen Ausstieg von Gesellschaftern und dem möglichen Ende als Familienunternehmen wird in Inhaberfamilien heute noch gerne vermieden und tabuisiert. Ich wünschte mir, dass in wenigen Jahren auch dieses Thema ein “normaler und professioneller” Prozess sein wird. Zum Vorteil und als Chance für die Familien und deren Mitglieder und für die Unternehmen und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit unserer Initiative FamilienUnternehmen weiter denken möchte ich gemeinsam mit Christoph Beck meinen Beitrag hierzu leisten.

Toni Plonner


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