Familienunternehmen bleiben – mit der Zukunft im Gespräch

Wir fragen Sie als Inhaber und Inhaberfamilie: Wann haben Sie sich zuletzt ausreichend Zeit genommen und sich offen und vertieft über wesentliche Zukunftsaspekte und Möglichkeiten Ihres Familienunternehmens ausgetauscht? Denn Familienunternehmen zu bleiben, wird immer schwieriger. Unser Angebot: Mit der Zukunft unseres Familienunternehmens im Gespräch. Gemeinsam mit Ihnen erstellen wir ein Skizzenbuch mit Ihren Zukunftsbildern.

Gründe und Anlässe hierfür gibt es innerhalb und außerhalb des Familienunternehmens wahrlich genug. Leider braucht es häufig erst ein wichtiges Ereignis oder eine grundlegende Entscheidung, die ansteht. Erst dann ist man bereit, sich zusammenzusetzen und abzustimmen, um gemeinsam tragfähige Antworten für die Zukunft zu erarbeiten.

Vom Reagieren zum Agieren

Wollen Sie raus aus dem Reagieren und statt dessen rein ins aktive und kreative Gestalten kommen? Dann empfiehlt es sich aus unserer Erfahrung, gemeinsam Hypothesen und Szenarien über die künftige Entwicklung zu entwerfen, auszumalen und diese gemeinsam in Bilder zu übersetzen. Wir bieten Ihnen an, es in einem Skizzenbuch zu dokumentieren. Es gibt Ihnen – quasi als backup – Orientierungshilfe und öffnet für weitere Runden kreativen Nachdenkens. Häufig initiiert ein solcher Prozess wichtige und zuweilen sogar vernachlässigte Maßnahmen und Projekte.

Wir sind Ihre Zukunftsdenker

Im Rahmen unserer Initiative familienunternehmenweiterdenken.de verstehen wir uns als Zukunftsdenker, Impulsgeber und Fragensteller. Wir wollen die Grenzen und Annahmen des gewohnten Denkens überschreiten. Wir nutzen das Wissen und die Bedürfnisse aller Beteiligten, denn wir verstehen uns auch als Prozessgestalter, um gemeinsames Nachdenken und konstruktive Gespräch über die Zukunft ihres Familienunternehmens zu befördern.

Wir unterstützen Sie, wenn Sie Familienunternehmen bleiben wollen, mit unserem Angebot:

Familienunternehmen bleiben I Mit der Zukunft unseres Familienunternehmens im Gespräch

Kennenlernen

Für ein Kennenlernen und Erstgespräch stehen wir Ihnen gern zur Verfügung: Persönliche Terminvereinbarung

Mit herzlichen Grüßen,
Christoph Beck und Toni Plonner

Toni Plonner; München; T. +49 89 54 04 14 10; M. plonner@fuwd.de; http://www.toniplonner.de
Christoph Beck; Berlin; T. +49 30 84 59 18 98; M. beck@fuwd.de; http://www.cbeckub.de

Folgen Sie uns bei Linkedin

Unsere neueste Publikation: Familienfremde Inhaber:innen – Sieben Schlüssel für die Öffnung eines Familienunternehmens

Jede Inhaberfamilie ist seit der Gründung ein entscheidender, wenn nicht gar der entscheidende Motor für die Entwicklung und Veränderung ihres Familienunternehmens. Sie verantwortet Zukunftsfähigkeit und Langlebigkeit ihres Unternehmens. Dafür hat sie schon einige ihrer Glaubenssätze geändert und eingetretene Pfade verlassen. Und zwar immer dann, wenn sie die Zukunftsfähigkeit als Familienunternehmen gefährdet sieht oder wenn sie als Familie für das Unternehmen zu einem begrenzenden Faktor einer wettbewerbsadäquaten Entwicklung wird. In diesem Zusammenhang haben nicht nur börsennotierte Familienkonzerne, sondern auch viele mittelständische Familienunternehmen ihre Familienbande gelockert und ihren familienexklusiven Inhaberkreis geöffnet.

Das spricht für eine Öffnung:

Durch die Erweiterung mit familienfremden Inhaber:innen gelangten diese Unternehmen zu neuer, unternehmerischer Stärke. Nicht selten wurde auf diesem Weg die Zukunft als Familienunternehmen gesichert und eine neue Erfolgsgeschichte eingeleitet.

Volkswagen, Merck, Fresenius, Continental, Henkel oder BMW würde es heute vermutlich in der
Liste der Familienunternehmen noch geben, aber ohne Öffnung nicht unter den 15 Größten. 

Auch viele, weniger große Familienunternehmen hätten ohne Öffnung wohl kaum überlebt, das wurde uns von Familienunternehmern im Gespräch bestätigt.

“Seitdem wir einen externen Partner im Gesellschafterkreis haben, können wir sachlicher
und konstruktiver miteinander arbeiten.“ So das Votum eines Familieninhabers.

Wiederum andere hätten vermutlich den Verkauf oder die Insolvenz abwenden können, wenn sie sich familienfremden Inhaber:innen geöffnet hätten.

Unser aktueller FUwd-Barometer basierend auf einer Umfrage zeigt:
Familienunternehmen werden sich in Zukunft
vermehrt öffnen und dadurch eher stärken.

Unsere neueste Publikation: Familienfremde Inhaber:innen – 7 Schlüssel für die Öffnung von Familienunternehmen widmet sich diesem Thema.

Die Transformation eines Familienunternehmens zum Familienunternehmen & Co. ist ein anspruchsvoller und radikaler Wandel für alle Beteiligten: die Inhaberfamilie, den Inhaberkreis und die Unternehmensführung. Die Chance zum Gelingen liegt in einem ganzheitlichen Ansatz, mit dem man der Komplexität des Vorhabens gerecht wird.

Wir empfehlen das Thema Öffnung für familienfremde Inhaber:innen im Inhaberkreis zu enttabuisieren, als strategische Option zu begreifen und diese regelmäßig  abzuwägen. Denn entscheidend ist, dass man abgestimmt, zum rechten Zeitpunkt und aus einer Position der Stärke diesen Weg einschlagen kann. 

Damit eine Öffnung im Falle des Falles gelingen kann, haben wir 7 Schlüssel für die erfolgreiche Öffnung von Familienunternehmen formuliert.

Eine aktive und professionelle Öffnung – zumindest als Szenario und „Plan B“ – sollte zum festen Bestandteil im Managementkoffer von Unternehmer:innen werden.

Auch das spricht für eine Öffnung:

„Mehrgleisigkeit wird in Zeiten schwindender Nachfolgepotenziale immer mehr zum Erfolgsfaktor.“ (Das Fazit der KfW-Studie Fokus-Nr.-365 – Jan. 2022-Nachfolgemonitoring). Eine Fokussierung einzig auf die Weitergabe des Unternehmens innerhalb der Familie wird zunehmend zum Risiko. Denn die Schere zwischen den abtretenden Senior:innen und den potentiellen und willigen Nachfolger:innen geht nicht nur aus demografischen Gründen in den kommenden Jahren immer weiter auseinander. Die Öffnung ist, neben Verkauf und Schließung, eine der möglichen Weichenstellungen, um auf ein anderes Gleis zu kommen.

Mit herzlichen Grüßen,
Christoph Beck und Toni Plonner

Toni Plonner; München; T. +49 89 54 04 14 10; M. plonner@fuwd.de
Christoph Beck; Berlin; T. +49 30 84 59 18 98; M. beck@fuwd.de


Familienunternehmen & Co. … wenn Gesellschafterfamilien sich für familienfremde Inhaber*innen öffnen

Vielleicht werden einige Unternehmer*innen in vielen Jahren einmal sagen: „Die Öffnung unseres Familienunternehmens für Mitinhaber*innen von außerhalb der Familie war der wichtigste Schritt, den wir jemals gemacht haben!“

Warum denn das? So werden Sie sich vielleicht fragen. Und doch ist es eine durchaus logische und aus unserer Sicht in vielen Fällen notwendige Entwicklung, um Familienunternehmen fit für eine erfolgreiche Zukunft zu machen.

Fremdgeführt statt familiengeführt

Für viele Gesellschafterfamilien ist es inzwischen selbstverständlich, dass sie mangels Nachfolge aus der Familie die Geschäftsführer*innen für ihr  Unternehmen außerhalb des Familienkreises suchen. Und sie haben gute Erfahrungen damit gemacht. Wenn die Ressourcen der Familie begrenzt sind und es darum geht, das Unternehmen in die Zukunft zu führen, sind professionell ausgewählte Geschäftsführer*innen häufig besser geeignet als Familienmitglieder.

Oftmals folgt diese Entscheidung auch den Festlegungen in der FamilyBusinessGovernance. Unternehmerfamilien entscheiden sich bewusst die Weichen weg vom familiengeführten und hin zum familienkontrollierten Unternehmen zu stellen. Interessenskonflikte innerhalb der Familie oder zwischen Familienstämmen lassen sich so deutlich reduzieren, das zeigt die Praxis.

Und darum sagen viele Unternehmer*innen bereits heute: „Die Übergabe der Führung unseres Familienunternehmens an familienfremde Geschäftsführer*innen war ein wichtiger Schritt.“

Fremdaufsicht statt Familienaufsicht

Zunehmend betrauen Gesellschafterfamilien gezielt ausgewählte, externe Fachleute mit wichtigen Aufsichts- oder Beiratspositionen in ihren Familienunternehmen. Sie sollen die Familiengesellschafter beraten und bei der Aufsicht, Kontrolle und Steuerung ihres Unternehmens unterstützen. Dies gehört zur guten Governance-Praxis in vielen, vor allem größeren Familienunternehmen. Sie haben erkannt, dass sie angesichts der zunehmenden Komplexität und Dynamik im Umfeld des Unternehmens auf ergänzende Qualifikationen und professionelle Kompetenzen von Fachleuten von außerhalb der Familie angewiesen sind. Und auch hier können Interessenskonflikte in der Familie reduziert werden, insbesondere dann, wenn die Unternehmensführung durch Familienmitglieder besetzt ist, getreu dem Grundsatz: „Familie sollte nicht Familie kontrollieren“.

Und darum sagen auch viele Unternehmer*innen bereits heute: „Die Wahrnehmung der Aufsicht und Kontrolle unseres Familienunternehmens gemeinsam mit familienfremden Partner*Innen war ein wichtiger Schritt“.

Öffnung für Miteigentümer*innen von außerhalb der Familie

Weil Familienunternehmen mit Blick auf die Zukunftssicherung gute Erfahrungen machen, wenn sie die Führung familienfremden Geschäftsführer*innen überlassen und die Aufsicht gemeinsam mit Familienfremden wahrnehmen, erscheint es folgerichtig darüber nachzudenken, auch den Gesellschafterkreis für Miteigentümer*innen von außerhalb der Familie zu öffnen. Anlässe hierfür gibt es zur Genüge. Sie finden sich in der Familie, im Unternehmen oder im Markt. Und manchmal ist es eine Kombination von allem. Ziel ist die Sicherung des Unternehmens durch die Stärkung der Inhaberschaft. Neues Kapital, Erweiterung der Kompetenzen und Optionen oder schlicht „neue unternehmerische Power“ von außerhalb der Familie sichern die Zukunft. Viele Fälle aus der Praxis bestätigen: Ein „Co.“ kann zum Erfolgsfaktor von Familienunternehmen werden.

Umfrage und Expertengespräche

Wann sollten sich Familienunternehmen für Mitinhaber*innen von außerhalb der Familie öffnen? Was sind die Chancen? Wie lassen sich Risiken erkennen und vermeiden? Wie findet man den „passenden Co.“? Wie sichert man die Partnerschaft durch eine gute Governance? Diese und viele weitere Fragen werden wir im Rahmen einer Umfrage sowie ausgewählter Expertengespräche vertiefen.

Einladung an Sie:

Mit diesem Link gelangen Sie zu unserer Umfrage „Familienunternehmen & Co.“  Wir freuen uns über Ihre Teilnahme. Wenn Sie mit uns Ihre Erfahrungen im Rahmen eines Expertengespräches teilen wollen, freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme unter kontakt@fuwd.de. Alle Teilnehmenden werden wir im Nachgang zu einer Online- Präsentation einladen, um unsere Erkenntnisse zu präsentieren und zu diskutieren.

Mit herzlichen Grüßen,

Toni Plonner und Christoph Beck

Toni Plonner; München; T. +49 89 54 04 14 10; M. plonner@fuwd.de
Christoph Beck; Berlin; T. +49 30 84 59 18 98; M. beck@fuwd.de

7 Wegweiser für eine Post-Family-Business Zukunft

In unserer Initiative „FamilienUnternehmen weiterdenken“ sind wir mit sieben Thesen gestartet, um den Ausstieg der Unternehmerfamilie aus dem Familienunternehmen und somit das Ende als Familienunternehmen und zugleich die Zukunft der Familie und des Unternehmens danach tiefer zu durchdringen und besser zu verstehen.

Die Erkenntnisse unserer bisherigen Arbeit haben wir in diesen 7 Wegweisern für eine Post-Family-Business Zukunft zusammengefasst:

  1. Vom Ausstieg her denken  
    Der Blick vom hypothetischen Ausstiegspunkt  her: „Wer wollen wir als Familienunternehmen gewesen sein?“ schärft das Bewusstsein für das, worauf es heute und in der Zukunft wirklich ankommt.
  2. Neue Perspektiven eröffnen
    Der Blick in eine Post-Family-Business Zukunft eröffnet neue Perspektiven und Chancen für das Unternehmen, die Familie und jeden Einzelnen.
  3. Den Ausstieg besprechbar machen
    Familienunternehmen sind nicht für ewig angelegt. Dass die Wege von Familie und Unternehmen sich irgendwann trennen ist ein Fakt und das Bewusstsein darüber erweitert den Blick auf das „Danach“, auf eine Post-Family-Business Zukunft.
  4. Auf Frühindikatoren achten
    Wachsam wird auf interne und externe Frühindikatoren geachtet, die zu einem möglichen Ausstieg der Familie führen könnten. So kann man proaktiv tätig werden.
  5. Spielregeln für den Ausstieg der Familie verfassen 
    Unternehmerfamilien sehen den Ausstieg aus ihrem Unternehmen und den Umgang damit im Rahmen einer Family Business Governance vor und regeln ihn einvernehmlich.
  6. Familiensinn vor Eigensinn stellen
    In Anerkennung des familiären Zusammenhaltes als Erfolgsfaktor wird der Ausstiegsplan gemeinsam entschieden und der Weg aus dem Unternehmen heraus vereint gegangen.
  7. Zurück zum Gründergeist 
    Der Ausstieg der Familie aus ihrem Familienunternehmen ist, wie die Unternehmensgründung, ein unternehmerischer Transformationsprozess und ein Aufbruch in eine neue Zukunft,

Wir wollen mit diesen 7 Wegweisern für eine Post-Family-Business Zukunft Unternehmerfamilien Orientierung geben, hin zu einer gelingenden Trennung. Denn nur so können sich danach attraktive Perspektiven für die Familie und das Unternehmen eröffnen. Wir sehen es als erweiterte Führungsaufgabe, sich als Familienunternehmen regelmäßig strategisch, finanziell, strukturell und kulturell zu hinterfragen und vom Ausstieg her und über eine Trennung hinaus zu denken. 

Toni Plonner und Christoph Beck

Vom Mythos der Ewigkeit

Unser Denken über Familienunternehmen war bisher geprägt vom Mythos der Ewigkeit. Doch wir kommen immer mehr zu der Erkenntnis, dass wir auch von der Realität der Begrenztheit und der Zeitlichkeit ausgehen sollten. Denn Fakt ist, dass sie irgendwann als Familienunternehmen enden.

Wir haben unsere Initiative mit sieben Thesen zum Thema „erfolgreiches Ende als Familienunternehmen“ gestartet. Unsere Workshops, Online-Befragungen und ThinkTalks haben diese Thesen einerseits bestätigt; andererseits haben sie unseren Blick erweitert hin zum aktiven, dynamischen Managen und Gestalten des Familienunternehmens in seiner Begrenztheit. Diese hat diverse Facetten: Finanzen, Werte, Kompetenzen, Identitäten, Familiendynamiken, Marktentwicklungen und vieles andere mehr können einzeln oder in ihrem Zusammenspiel zur Grenze werden. Darüber haben wir viel erfahren und werden davon erzählen.

Mit einem erweiterten und vertieften Führungsverständnis und einer offenen Haltung, welche diese Dimensionen der Begrenztheit und Zeitlichkeit aktiv integriert, können Familienunternehmen sich erfolgreich weiterentwickeln und auch erfolgreich als solche enden.  

In diesem Teil 1 werden wir zunächst die Reaktionen und Rückmeldungen auf unsere Initiative vorstellen und was wir daraus gelernt haben. Im Teil 2 werden wir die Thesen, weiterentwickelt zu Leitlinien für ein aktives Managen der Begrenztheit und Zeitlichkeit von Familienunternehmen in der Übersicht darstellen. In den darauffolgenden Beiträgen werden wir die sieben Leitlinien dann in diesem Sinne jeweils einzeln vertiefen.

Was haben wir aus unserer Namensfindung gelernt?

Egal wie man es nennt, auf die Themen „Ende als Familienunternehmen“ und „Exit-FamilienUnternehmen“ haben wir häufig spontane, zum Teil heftige oder verdeckte Abwehrreaktionen und -emotionen erfahren. Wir haben diese und unsere Motive zur Namensänderung in unserem letzten Blog dargestellt.

Die heftigen Reaktionen sehen wir nicht zuletzt als Bestätigung unserer These, dass wir mit unserer Initiative ein Tabuthema berühren. Denn wer ein Tabu besprechbar machen will, bekommt es mit vielen, auch abwegigen Widerständen zu tun.

Welcher Realität für Familienunternehmen stellt sich unsere Initiative?

Uns ist bewusst, Familienunternehmen hegen am liebsten einen Ewigkeitsanspruch und werden getragen von einer dynastischen Perspektive: Familie und Unternehmen gehören zusammen und das auf ewig. Da ist kein Platz für ein Konzept von Endlichkeit. Das Ende, der Ausstieg oder ein Plan B kommen darin nicht vor, vielmehr werden sie tabuisiert, auch wenn es natürlich regelmäßig stattfindet.

  • Denn Fakt ist: das Ende als Familienunternehmen ist systemimmanent. Sobald ein Unternehmen als Familienunternehmen beginnt, ist das Ende bereits vorgesehen.
  • Fakt ist auch: Jedes Jahr steigen geschätzt mindestens genauso viele Inhaber und Inhaberfamilien in Deutschland aus ihren Familienunternehmen aus, wie es ihnen gelingt, einen familieninternen Nachfolger zu finden. Daher erreicht kaum ein Familienunternehmen die vierte Generation.
  • Auch das ist Fakt: Jeder wünscht sich ein gutes Ende. Doch wenn die Familie aussteigt, dann endet bzw. ändert sich ganz viel und nicht immer nur zum Guten, sondern oft leider auch zum Schlechten. Unsere Beobachtungen zeigen, dass der Ausstieg für die Familie bzw. einige Familienmitglieder mit gravierenden Vermögens- und Identitätsverlusten verbunden sein kann. Für die einen bedeutet der Ausstieg Befreiung und Aufbruch, für die anderen Überforderung bis hin zur Perspektivlosigkeit.
  • Und auch das ist Fakt: Wenn sich die Familie von ihrem Unternehmen trennt, lebt die Familie und in den meisten Fällen das Unternehmen weiter. Es eröffnet sich für beide eine neue Zukunft.

Welche Reaktionen erhielten wir auf unser Vorhaben?

Vor allem in unseren ThinkTalks mit Menschen, die aus einem Familienunternehmen ausgestiegen sind und mit Externen, die Familienunternehmer und Unternehmerfamilien begleiten und beraten, haben wir für unsere Beschäftigung rund um das Thema „Ende als Familienunternehmen“ einen kräftigen Rückenwind erhalten, d.h. ausnahmslose Bekräftigung, dass wir hier einem wichtigen Thema in unbekanntem Terrain auf der Spur sind, mit dem wir für Familien und Unternehmen wichtige Erkenntnisse und einen hohen Nutzen generieren:

Es ist gut, wenn man zu diesem Thema forscht und es systematisiert“.

Die Erweiterung des Familienunternehmensgedankens über das Ende von Familienunternehmen
hinaus ist gut, denn es eröffnet wichtige neue Perspektiven und provoziert existentielle Fragen:
z.B. Was hat Zukunft? Was bleibt
?“

Laufend und regelmäßig über das Thema Ausstieg als mögliche Option im Gesellschafterkreis zu
sprechen ist hilfreich, denn damit entsteht ein neues Bewusstsein für das Familienunternehmen
.“

Welchen Nutzen sehen unsere Gesprächspartner in unserer Initiative?

Die vielen Geschichten, die uns von Ausgestiegenen zum Teil sehr offen und vertrauensvoll erzählt wurden, haben uns berührt. Und die Erzähler selbst waren dankbar und fanden es sehr hilfreich, das Selbst-Erlebte nochmals erzählen und anhand unserer Fragen mit uns gemeinsam reflektieren zu können.

Experten und Berater beschrieben ihre zahlreichen Erfahrungen und erhoffen sich von unserer Initiative Unterstützung für ihre eigene professionelle Arbeit mit Familienunternehmen.

Familienunternehmer erkennen den hohen Wert, „einen Plan B in der Schublade zu haben“, sprich, einen offen diskutierten und gemeinsam entwickelten Ausstiegsplan für den Fall, dass man an die Grenzen des eigenen Familienunternehmens stößt. So bleibt man wachsam und auch handlungsfähig.

Wir freuen uns sehr über das hohe und wohlwollende Interesse an unserer Initiative und über die vielen Inputs und Fragen und auch durchaus kritischen Überlegungen. Für uns ist das ein wichtiger Ansporn!

Christoph Beck und Toni Plonner im Dezember 2021

Ende von Familienunternehmen

Das Ende eines Familienunternehmens ist kein Scheitern. Es ist eine Realität und ein systemimmanenter Schritt. Aber auch wenn sie geendet haben, lebt ihr Geist weiter…

Familienunternehmen sind endlich… Unternehmen werden zum Familienunternehmen, sobald ihr Besitz einmal innerhalb einer Familie an die nächste Generation weitergereicht wird. In dieser Form bestehen sie dann zwei, drei, vier oder sogar noch weitere Generationen. Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie enden, als dass sie fortbestehen. Nur ca. 10% der Familienunternehmen erreichen die dritte und ca. 5% die vierte Generation. Über die fünfte Generation hinaus schaffen es ca. 1%.

Aber man weiß wenig darüber, wie sie enden… Nach meiner Beobachtung gibt es seit Jahren eine zunehmende Flut an Veröffentlichungen, Studien, Seminaren und Veranstaltungen rund um das Thema „Erfolgreiche Führung von Familienunternehmen“. So kann man sich eine Menge an Wissen über den Fortbestand aneignen. Aber, wie steigt man aus einem Familienunternehmen aus oder wie beendet man es? Selbst nach langer Recherche und Suche in diversen Suchmaschinen und Plattformen wurde ich nicht fündig. Spricht man mit denen, die persönlich aus einem Familienunternehmen ausgetreten sind und denen, die ein Familienunternehmen als Ganzes beendet haben, ist es umso unverständlicher, dass so wenig dazu geforscht wird und nicht viel darüber zu lesen ist. Viele der Betroffenen hätten sich Unterstützung von außen gewünscht, blieben aber meist auf sich allein gestellt.

Auch die Nachfolge war zunächst ein Tabuthema … Ich erinnere mich an die ersten Veranstaltungen, die ich Ende des letzten Jahrhunderts zum Thema „Nachfolge in Familienunternehmen“ besucht hatte. Die Teilnehmer waren überwiegend Berater und wenige Unternehmer. Diese, so wurde mir gesagt, wollten nicht in den Verdacht kommen, ihre eigene Nachfolge sei ungelöst. Ihre Anwesenheit bei solch einer Veranstaltung würde möglicherweise ein falsches Signal senden. Selbst Banker schilderten mir ihr Zögern, „ältere Unternehmerkunden“ auf ihre Nachfolge hin anzusprechen. Nachfolge war damals ein Tabuthema. Das hat sich über die Jahre verändert und die Planung und Vorbereitung einer Übergabe an einen Nachfolger gewann an Normalität. Man kann heute auf ein großes Wissen zurückgreifen und viele erfahrene Nachfolgeberater stehen Familienunternehmen beim Generationenwechsel zur Seite.

Ende ist kein Scheitern… Meine Hypothese ist, dass der Ausstieg aus bzw. die Beendigung eines Familienunternehmens von vielen als Scheitern betrachtet wird. Das Thema meidet man lieber. Ich kann das gut verstehen. Der Verkauf meines eigenen Familienunternehmens in 4. Generation vor über zwanzig Jahren folgte einer sehr nüchternen Betrachtung der Marktentwicklung und der Erkenntnis, dass diese für unser Unternehmen keine erfolgreiche Zukunftsperspektive aufzeigte. Dennoch wurde dieser Schritt von vielen in meiner nächsten Umgebung nicht verstanden. Ich möchte es diplomatisch ausdrücken – er wurde fehlinterpretiert. Vielleicht ist es mit dem Thema „Ende von Familienunternehmen“ so wie seinerzeit mit dem Thema Nachfolge. Dadurch, dass es aus der Tabuzone geholt wird, gewinnt es auch an Professionalität im Umgang damit.

Wenn Familienunternehmen enden…  Vor einiger Zeit bezeichnete mich ein Kunde augenzwinkernd als „Familienunternehmens Fan“. Er hatte irgendwie Recht. Es war über viele Jahre mein Beratungsverständnis und – versprechen, alles dafür beizutragen, den Fortbestand als Familienunternehmen zu sichern. 20 Jahre Beratung von Familienunternehmen hat mich vieles gelehrt und …. es hat meinen Blick verändert. Heute sehe ich Familienunternehmen als ein Mehrgenerationenhaus, in dem es sich bestens leben lässt. Es ist ein Konstrukt, in dem die passenden Menschen, Ideen Ressourcen uvm. zusammenfinden. Alle profitieren voneinander. Und der Erfolg für den Einzelnen, die Familie und die Firma bestätigt das.  Doch Menschen, Märkte und Rahmenbedingungen ändern sich. Leben wäre nicht Leben, wenn dieses System sich nicht irgendwann erneuern sollte.  Familienunternehmen steuern dann auf ihr Ende zu.  Um einige Gründe zu nennen: keiner in der Familie will die Firma mehr haben und die Verantwortung dafür übernehmen I die Interessen und Lebensentwürfe innerhalb der Inhaberfamilie gehen auseinander und man verliert zunehmend den Konsens und somit die Handlungsfähigkeit als verlässlicher Eigentümer I unlösbare Konflikte drohen bzw. sind schon eingetreten  I ein Notfall trifft eine Familie unvorbereitet I die Familie kann oder will die Unternehmenszukunft nicht mehr aus eigenen Mitteln finanzieren I aufgrund radikaler Marktveränderungen droht der Verlust der Geschäftsgrundlage als eigenständiges Unternehmen.

Den passenden Zeitpunkt nicht hinauszögern …  Nun möchte man glauben, dass, tritt eines dieser Ereignisse oder Entwicklungen ein, die Verantwortlichen zusammenfinden, um die Entscheidung zu treffen das Familienunternehmen zu beenden. Leider ist das die Theorie. In der Praxis stellt es sich oft anders dar. Man scheut sich, den Tatsachen in die Augen zu sehen und setzt auf das Prinzip Hoffnung. Man arbeitet, oft mit der Unterstützung von Coaches und Beratern, an den Symptomen wie zB. einem Konflikt zwischen den Gesellschaftern oder der Inhaberschaft und der Unternehmensführung oder innerhalb der Unternehmensführung. Unternehmensberater geben sich die Tür in die Hand und erarbeiten Strategien und Pläne deren Umsetzung nicht die gewünschten Ergebnisse bringen. Banker sichern die Finanzierung, aber nur, wenn weiteres Familienvermögen eingebracht wird. Ja, dadurch kann man Zeit gewinnen und ein mögliches Ende hinauszuzögern. Aber man verliert auch Zeit. Das Risiko steigt, dass zB. Konflikte sich verschärfen und das Unternehmen wirtschaftlich in Schieflage gerät oder sich diese noch verstärkt. Zum Fundament eines  Familienunternehmens zählt Vertrauen. Wenn die Vertrauensbasis erodiert, werden professionelle Entscheidungen und deren Umsetzung schwieriger, der Zusammenhalt und somit die Handlungsfähigkeit bei den Eigentümern kann verloren gehen. Die Gefahr droht, nicht mehr Herr der Lage zu sein und die Kontrolle über das Unternehmen zu verlieren. An einigen Beispielen könnte ich aufzeigen, wie Dritte in solchen Situationen leichtes Spiel hatten, günstig ein Unternehmen aus Familienhand zu erwerben.

Das Ende schleicht sich ein … Oft lässt sich das Ende eines Familienunternehmens nicht auf einen einzigen Grund oder ein plötzlich eintretendes Ereignis zurückführen. In der Praxis gehen verschiedene Entwicklungen in der Firma und der Familie schleichend einher. Und nicht selten bedingen sie einander und verstärken sich gegenseitig. In Folge der Handlungsunfähigkeit einer Unternehmerfamilie entsteht eine Unternehmenskrise. Die Schieflage des Unternehmens überfordert die Familie und führt zu Konflikten. Und das kann sich über Jahre hin entwickeln. Im Rückblick weiß dann keiner mehr genau, wann und warum das Ende begann. Man übersieht oder überhört die Frühindikatoren, welche Vorboten einer beginnenden Krise für das Familienunternehmen sein könnten. Gibt es … Veränderungen beim Verhalten der Gesellschafter? Spontane Äußerungen, die Ausdruck einer beginnenden Unzufriedenheit bis hin zum Beginn einer Vertrauenskrise sein können? Entwicklungen in den Gesellschafterfamilien, die man mal weiterdenken sollte? Aussagen oder gar Warnungen aus der Unternehmensführung, die auf einen tiefgreifenden Wandel im Markt hinweisen, welchen man als Unternehmen allein nicht mehr gewachsen ist? Wächst die Zahl der Gesellschafter und viele Kleingesellschafter verlieren die Bindung ans Unternehmen? Besteht eine über die Jahre stabile und dem Drittvergleich angemessene Ausschüttungspolitik? Bestehen finanzielle Abhängigkeiten einzelner Gesellschafter vom Unternehmen, im Normalfall und/oder im Notfall? Auch eine auffallende Fluktuation in der Unternehmensführung kann ein Indiz sein, dass irgendetwas nicht mehr passt?

Familie & Firma erstarren in ihren Fesseln…  Sowohl aus meiner persönlichen Geschichte als auch aus meiner langjährigen Arbeit als Berater kenne ich Familienunternehmen, die wie in einer gemeinsamen Fessel erstarrt sind. Familie & Firma wurden zur Schicksalsgemeinschaft. In einigen Fällen sind es auf den ersten Blick unsichtbare Fesseln. Oft sind es finanzielle Abhängigkeiten oder auch Gesellschaftsverträge, die den gewünschten Austritt von Gesellschaftern verhindern, weil dieser faktisch gar nicht oder aber nur mit erheblichen finanziellen Nachteilen für den Austretenden möglich ist.

Gegenseitige Abhängigkeiten… Warum aber wird der Erhalt des Familienunternehmens über alles gestellt? Auch dann, wenn man bei genauerem Hinschauen erkennt und in vertraulichen Gesprächen erfährt, dass die Familie bereits zum Engpass der Unternehmensentwicklung geworden ist oder in der Familie bereits starke Tendenzen zur Lösung vom Unternehmen vorhanden sind. Es gibt vielschichtige Gründe hierfür. Die Identität und der soziale Status der Familie und einzelner Mitglieder ist eng mit der Firma verbunden. Die Vorstellung, nicht mehr „Unternehmer X“ zu sein oder „zur Unternehmerfamilie Y“ zu gehören, wird als großer Verlust wahrgenommen. Einkommen und andere Zuflüsse aus dem Unternehmen bilden die wichtigste oder einzige Existenzgrundlage, eine Alternative hierzu ist schwer vorstellbar oder nicht möglich. Der  Verlust von unternehmerischer Unabhängigkeit droht. Man fürchtet um den Zusammenhalt der Familie, wenn der gemeinsame Unternehmensbesitz als „verbindendes Familienprojekt“ wegfällt. Aber auch im Unternehmen kann der Verlust einer über Jahrzehnte und Generationen währenden Sicherheit, die eine Unternehmerfamilie als Eigentümer bietet, zu einer starken Bindung führen. Führungskräfte und Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner appellieren an die Verlässlichkeit und Verantwortung der Unternehmerfamilie und fürchten um den Fortbestand der Firma, sollte sich die Familie zurückziehen.

Entscheidungsprämissen verschieben sich…. Aus Sicht des Unternehmens kann es fatal werden, wenn Familieninteressen den obersten Orientierungsrahmen bilden. Unternehmensentscheidungen werden dann unter falschen Prämissen getroffen. Ausschüttungen gehen vor Investitionen. Risikoaverse Vermögenssicherung der Familie verhindert Investitionen und den Aufbau neuer Märkte. Der notwendige Umbau des Geschäftsmodells wird durch ein Festhalten an alten Traditionen verhindert.

Das eigene Familienunternehmen auf der grünen Wiese neu gründen… Berater empfehlen Unternehmern und Managern gerne, sich die Neugründung ihres Unternehmens auf der grünen Wiese vorzustellen. Diese Übung erhöht die Chance, disruptive Entwicklungen, welche das eigene Geschäftsmodell bedrohen können, rechtzeitig zu erkennen. Das radikale Hinterfragen der eigenen Wertschöpfung und der eigenen Prozesse macht notwendige Veränderungen sichtbar. Bevor es zu spät sein kann. Übertragen auf das Konstrukt Familienunternehmen lassen sich ähnlich radikale Fragen stellen. Wie würden wir unser Familienunternehmen heute auf der grünen Wiese neu konstruieren, so dass die Verbindung Familie und Firma einen maximalen Mehrwert schöpft? Wie wirkt sich das im Unternehmen aus… wie in der Familie? Was sind die gegenseitigen Erfordernisse und Erwartungen? Welche Regelwerke braucht es? Und als Folge daraus… was müsste man sofort anders machen als bisher? Was müsste man ändern? Und letztlich die entscheidende Frage lautet: „Schaffen und wollen wir das, alles so radikal zu ändern, dass es auch für die Zukunft passt?

Mit Mut in die Zukunft… Eine Entscheidung für den Ausstieg oder die Beendigung und deren Umsetzung ist vergleichbar zur Unternehmensgründung. Beide Schritte sind aktiv und unternehmerisch, ein Aufbruch ins Ungewisse. Ein aktives Vorangehen mit dem Blick nach vorne. Beide entspringen der Absicht, eine gegebene Situation zu verändern mit der Zuversicht, eine neue und bessere zu erschaffen. Beide sind mutig.

Vom Ausstieg eines Einzelnen bis zum Rückzug der gesamten Familie … Steigt ein Einzelner oder zB. ein Familienstamm aus, endet für diesen das Familienunternehmen. Der Rückzug der gesamten Familie aus der Kontrolle über das Unternehmen beendet das Konstrukt Familienunternehmen. Entsprechend unterscheiden sich jeweils die Herausforderungen für den Einzelnen, für die Familie und für die Firma.

Ausgrenzung in der Familie… Der Ausstieg eines einzelnen Familienmitgliedes ist eine persönliche Herausforderung. Ob das im Unternehmen ein Einschnitt ist, hängt von der Höhe der Beteiligung und ggfs. dessen Rolle im Unternehmen ab. Das Ausscheiden kann zu einem emotionalen Thema in der Familie werden und dort zur Ausgrenzung führen. Der Austritt erfolgt aber nur aus der Unternehmens- und nicht aus der Familiengemeinschaft. Das darf nicht verwechselt werden.


Finanzielle Herausforderung in der Familie und in der Firma… Sollte ein Familienstamm oder gleich mehrere Familienstämme austreten, stehen gerne Finanzierungsfragen in der Familie und im Unternehmen im Vordergrund. Kann jemand aus dem bestehenden Gesellschafterkreis die Anteile übernehmen? Oder muss man sich einem dritten Investor von außen öffnen? In der Familie droht gleichfalls ein Riss zwischen den verbleibenden und den gehenden Familienstämmen. Im Unternehmen kann der Ausstieg zu Verunsicherung und Irritation führen. Außer dann, wenn dem Ausstieg einzelner Gesellschafterstämme lange Konfliktphasen vorausgehen. Der Ausstieg ist dann Teil der Konfliktlösung und wird als erleichternd wahrgenommen.

Strategiewechsel und Kulturwandel im Unternehmen… Steigt die gesamte Familie aus, endet das Familienunternehmen. Neue Inhaber übernehmen Verantwortung und Kontrolle über das Unternehmen.  Das Unternehmen steht in vielen Fällen vor einem Strategiewechsel. Je nach den Absichten der neuen Inhaberschaft, wird sich der Kurs ändern. Ein strategischer Investor wird nach Synergien mit seinen bestehenden Unternehmungen trachten und folglich auch die Integrationsstrategie festlegen. Ein Finanzinvestor verfolgt eine Wertsteigerungs- und Exit Strategie. Ein Family Office wird vielleicht noch am ehesten die nachhaltige Eigenständigkeit des Unternehmens verfolgen. Das alles werden die Menschen im Unternehmen, aber auch deren Kunden und Geschäftspartner als Kulturwandel wahrnehmen. Neue Spielregeln und Werte werden über die Zeit diejenigen ablösen, welche durch die ausgeschiedene Unternehmerfamilie über Jahrzehnte und Generationen hinweg geprägt worden sind.

Professioneller Prozess auf allen Ebenen … Die Reduktion des Prozesses, aus einem Familienunternehmen auszusteigen oder ein Familienunternehmen zu beenden, auf juristische, steuerliche, finanzielle und andere eher „technische Handwerksarbeit“ genügt nicht. Kopf und Herz, Gefühl und Kalkül sind gefordert. Den Aspekt, den ich besonders in den Vordergrund stelle: die gemeinsamen Wege von Menschen und Gemeinschaften trennen sich. Vieles, was bisher Sinn- und Identitätsstiftend war, löst sich auf. Neues beginnt! „…und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ – Hermann Hesse.

Persönliche Zukunft… Für den Einzelnen gilt es, das eigene Leben nach dem Familienunternehmen zu planen. Es ist durchaus hilfreich, sich solche Menschen vor Augen zu führen, die das Ende des eigenen Familienunternehmens bereits einige Zeit hinter sich haben. Viele, die ich kenne, schildern ihren Weg als eine der großen und einschneidenden Veränderungen in ihrem Leben. Ja, sie konnten und wollten die Herkunft aus dem Familienunternehmen nicht abschütteln. Dessen Prägung wirft einen langen Schatten und begleitete viele ihr weiteres Leben. Und nahezu alle schildern, dass sie viel Positives und Stärkendes aus dieser Vergangenheit mitgenommen haben. Die beruflichen Entwicklungen „nach dem Familienunternehmen“ sind sehr unterschiedlich. Einige widmen sich der Kunst & Kultur oder den Wissenschaften, andere gründen ein neues Unternehmen oder es zieht sie in die Beratung. Einen roten Faden aber kann ich durchaus erkennen, ohne es verherrlichen zu wollen. Den meisten gelingt eine weitere Entfaltung und Verwirklichung ihrer persönlichen Fähigkeiten und Leidenschaften.

Zukunft als Familie … In der Familie ist das Ende ein emotionaler, in jedem Fall aber ein finanzieller und oft ein struktureller Eingriff. Es ist der Auszug aus dem „gemeinsamen Mehrgenerationshaus“, in dem man bisher gelebt und gearbeitet hat. Die Kooperation als Unternehmerfamilie löst sich auf. Eine neue Zukunft wird geplant. Diese ua Fragen stellen sich… Wie gelingt es uns, alle Familienmitglieder gut zu informieren und mitzunehmen? Wie verhindern wir, dass der Ausstieg oder das Ende als Scheitern wahrgenommen wird? Welche Chancen liegen im Neubeginn, für jeden Einzelnen und für uns als Familie?Was soll uns weiterhin binden? Gibt es neue Formen der Kooperation und wenn welche und wer macht mit? Finanziell steht die Familie vor einer wichtigen Weichenstellung. Nämlich, investiert sie weiterhin gemeinsam ihr Vermögen und entwickelt sich von einer Unternehmerfamilie hin zu einer Vermögensfamilie? Oder nimmt jeder sein Geld und die gemeinsamen künftigen Bande beschränken sich auf ein verwandtschaftliches Miteinander?

Ein VERMÄCHTNIS von Familienunternehmen … Familienunternehmen sind ein wertvoller Nährboden und Katalysator für eine Erfahrung, die durch die Menschen weitergetragen wird, welche eine starke Prägung in diesen erfahren haben. Beim Schreiben dieses Beitrages kam mir ein Begriff in den Sinn, der dieses Vermächtnis von Familienunternehmen aus meiner Sicht gut beschreibt: ehrbares Unternehmertum!  Familienunternehmen lehren uns die Übernahme unternehmerischer Verantwortung, nachhaltiges Wirtschaften, einen guten Umgang mit begrenzten Ressourcen im Spannungsfeld zwischen der Wahrnehmung neuer Marktchancen und der Sicherung des Bestandes. Man erfährt, dass man im Handeln an seinen eigenen Werten gemessen wird und dass man mit Leidenschaft und Mut Dinge verändern und weiterbringen kann. Unternehmertum heißt auch, seinen eigenen Weg zu finden und ihn zu gehen!

Nachwort…  Mit diesem Beitrag kann ich das Thema Ende von Familienunternehmen nur anreißen. Ich würde mir wünschen, dass in den nächsten Jahren vermehrt zu diesem Thema geforscht und Wissen zusammengetragen wird. Sowohl den Betroffenen in den Familienunternehmen selbst, sowie den mitwirkenden Beratern, Investoren und weiteren Dienstleistern sollte ein besseres Gesamtverständnis für diese komplexe Aufgabenstellung an die Hand gegeben werden. Die Weiterentwicklung eines „ehemaligen Familienunternehmens“ durch einen neuen Inhaber könnte vielleicht reibungsloser und erfolgreicher gelingen, wenn die anstehenden Veränderungsprozesse zum Teil auch als Lösung von einer prägenden Unternehmerfamilie verstanden werden. Die Betreuung und Anlage der aus dem Unternehmen frei gewordenen liquiden Mittel durch einen Vermögensverwalter sollte nicht nur „den üblichen Anlagestrategien“ folgen. Das Geld hat Geschichte. Die Anlageziele der ehemaligen Unternehmerfamilie fußen auf den Erfahrungen aus der Vergangenheit. Viele wollen weiterhin einen Teil ihres Vermögens unternehmerisch investieren. Und die Werte, die ihnen im eigenen Unternehmen wichtig waren, bilden oft einen wichtigen Rahmen für die künftigen Anlageentscheidungen. Oft gibt es in Familienunternehmen Immobilien, welche weiterhin im Besitz der Familie verbleiben. Neben der wirtschaftlichen kommt diesen eine emotionale Bedeutung zu. Von der Gründervilla bis hin zu einzelnen Betriebsstätten kann das auch ein umfangreicher Grundbesitz sein. Ich kenne einige Unternehmerfamilien, die sich von ihrem operativen Geschäft getrennt, einen Teil ihres Immobilienbesitzes aber behalten haben. Dessen Entwicklung, oft über viele Jahre hinweg, wird zur neuen Aufgabe und Herausforderung. Das Bewahren steht im Spanungsfeld zur Umnutzung und Neuentwicklung. Beteiligte Architekten, Planer und Immobilienentwickler sollten ein gutes Verständnis für die Transformation der Immobilien und deren Bedeutung für die Eigentümer und Bauherren haben.

Auch wenn sich Familienunternehmen formal auflösen, wirklich enden tun sie dadurch nicht. Ihr Geist lebt nicht nur in den Menschen aus der Unternehmerfamilie weiter. Auch im Unternehmen, im desinvestierten Kapital, in Immobilien und anderen Assets lässt sich ihre Prägung noch lange erkennen und erahnen. Das finde ich sehr spannend.

Über den Autor

Toni Plonner stammt selbst aus einer Unternehmerfamilie. Als Unternehmer, Berater, Aufsichtsrat und Beirat hat er sich sein gesamtes Berufsleben mit den Herausforderungen von Familienunternehmen befasst.

Christoph Beck: Wozu FamilienUnternehmen weiter denken?

Ich war Nachfolger in einem Familienunternehmen und von Geburt an Hoffnungsträger. Ich sollte das Familienunternehmen von der dritten in die vierte Generation führen. Nachfolger sein, heißt: Hoffnung und Lebenssinn in der Familie und für das Unternehmen schüren. Und darum ist das Thema Nachfolge auch in wissenschaftlicher Literatur und bei professionellen Berater*innen so beliebt und gut erforscht. Man hält das positive Denken und die Hoffnung auf den Fortbestand des Familienunternehmens aufrecht.

Und das ist auch gut so. Familienunternehmen sind eine besondere Unternehmensform. Sie vermögen ungeahnte Potentiale sowohl im Unternehmen als auch in der Familie zu entfesseln. Das Familienunternehmen als Gattung wird daher hoffentlich noch lange unsere Volkswirtschaft in jeder Hinsicht bereichern.

Doch für Familienunternehmen gilt: jedes Einzelne ist ein besonders lebendiges Wesen und als solches hat es einen Anfang und auch ein Ende.

Ich bin nicht nur als Nachfolger sozialisiert worden, sondern ich habe auch vor 30 Jahren das Ende unseres und dann weiterer Familienunternehmen erlebt. Ich habe erfahren, dass vor, am und nach dem Ende vieles anders ist als bei der Gründung und beim Generationswechsel. Über das Ende wurde nicht geredet und am Ende bekommt man keinen Rat, keine Unterstützung, keine Wegweisung. Man steht unvorbereitet in unbekanntem Terrain. Und seitdem bewegt mich die Frage: wie gelingt ein gutes Ende als Familienunternehmen.

Es sind selten die Ratio und die Hoffnung, die das Ende treiben, sondern häufig die Ratlosigkeit, die Angst und die Scham, vor allem je länger man dieses Thema ignoriert, dämonisiert und hinauszögert.

Ich habe viel über das „Ende als Familienunternehmen“ nachgedacht und bin immer wieder in den Austausch gegangen, unter anderem in einem Arbeitskreis zu diesem Thema mit Gleichgesinnten und gemeinsam mit Prof. Dr. Fritz Simon, seinerzeit Leiter des Instituts für Familienunternehmen an der Universität Witten-Herdecke.

Angesichts des dynamischen und disruptiven Wirtschaftsumfeldes und der zunehmend kürzer werdenden Innovationszyklen wird das Überleben für Familienunternehmen immer schwieriger. Daher macht es aufgrund meiner Erfahrungen Sinn, über das Ende als Familienunternehmen als systemimmanente Option nachzudenken, es radikal und unternehmerisch von seinem Ende her zu denken und damit neuen Perspektiven und Möglichkeitsräumen eine Chance zu geben. Das Ende als Familienunternehmen braucht neue Narrative und Landkarten und letztlich unternehmerische Initiativen und Strategien. Das Ende und der Ausstieg aus dem Familienunternehmen sind eine Option für etwas Neues. Daher sehe ich im Ende und Ausstieg auch einen kreativen, unternehmerischen Prozess. Mit “FamilienUnternehmen weiter denken” wollen wir hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.

Meine langjährigen Beratungserfahrungen in strategischen Projekten und transformativen Prozessen in Familien- und Nicht-Familienunternehmen haben mir gezeigt, dass vor allem ergebnisoffene Gespräche und gemeinsames Nachdenken helfen, neue Perspektiven zu entwickeln, sei es für Familien, einzelne Familiengesellschafter oder das Unternehmen. Denn es ist die Qualität des gemeinsamen Denkens, die die Qualität der Entscheidung und des Handelns bestimmt.

Christoph Beck


©2021 FamilienUnternehmen weiter denken
Impressum | Datenschutz